Beitrag Tägerwiler Post vom 12.03.2021 …

Postverlegung in die Migros …

Eine gut funktionierende Post, abgestimmt auf die Bedürfnisse von Bevölkerung und Gewerbe, gehört zur Grundversorgung in einem Dorf mit 5000 Einwohnern. Eine gute Grundversorgung darf auch etwas kosten, und ohne Not sollten die Leistungen nicht abgebaut werden. Es darf nicht sein, dass die Post CH AG die Poststelle in Tägerwilen in einer Art Sparhysterie schliessen und ohne Rücksicht auf die lokalen und regionalen Bedürfnisse einen Leistungsabbau erzwingen will. Störend ist dabei, dass der Gemeindepräsident einmal mehr versäumt hat, die Bevölkerung frühzeitig zu informieren. Ohne Einbezug der Betroffenen verhandelt er mit der Post CH AG und stellt uns vor vollendete Tatsachen. Durch die Auslagerung in die Migros entsteht ein erheblicher Leistungsabbau. Die Aussage des Dorfpräsidenten, es sei ein Gewinn für Tägerwilen, ist eine absurde Verdrehung der Tatsachen. Noch vor kurzem wollten unsere Behörden das Dorfzentrum stärken mit einem Grossprojekt auf der Gemeindewiese. Nun machen sie mit der Auslagerung einer reduzierten Poststelle an den östlichen Dorfrand genau das Gegenteil!

Den vorteilhaften Öffnungszeiten in der Migros stehen erhebliche Nachteile gegenüber: Öffnungszeiten abends und samstags nützen dem Gewerbe nichts; anstelle von ausgebildeten Fachangestellten wird uns das Migros-Personal nebenbei abfertigen; Bareinzahlungen müssen bei der Post angemeldet und an der Haustüre nach Zeitplan des Pöstlers abgewickelt werden – Liste unvollständig! Von einer reichen Gemeinde wäre bei defizitärem Ergebnis der jetzigen Poststelle als Schliessungsgrund auch eine Defizitgarantie denkbar – für ein Geldgeschenk an Private nach Gottlieben oder für einen Parkplatz beim Fussballplatz sind die Mittel ja auch vorhanden.

Man dürfte erwarten, dass bei solch wichtigen Entscheiden angemessen vorgegangen wird: Erhebung der Kundenzahlen und des Paketvolumens, Analyse der Existenzberechtigung der heutigen Poststelle, umfassende Information der Bevölkerung und des Gewerbes über Ergebnisse und Vorschläge der Post, Zeit zur Stellungnahme und Diskussion, Beschlussfassung als Kompromiss gemäss dem Willen der Mehrheit.

Wir sehen es als Aufgabe und Auftrag des Gemeinderates, den öffentlichen Service für die Bevölkerung zu garantieren. Ein Marschhalt und die Offenlegung von Hergang und rechtlichen Möglichkeiten ist angebracht. Wir fragen uns ernsthaft, wie weit die Kompetenzen des Gemeinderates in einer so weittragenden Entscheidung gehen dürfen!