Beitrag der Kreuzlinger Zeitung vom 27. Mai 2021 …

Drei kämpfen um einen Gemeinderatssitz …

Am 13. Juni wählen die Tägerwiler Stimmberechtigten einen neuen Gemeinderat oder -rätin. Nach dem Rücktritt von Thomas Gerwig stellen sich nun drei Kandidierende für den freien Sitz zur Verfügung. Am Mittwochabend gab es eine Podiumsdiskussion auf dem Fussballplatz Tägerwilen. Im Rennen um den freigewordenen Tägerwiler Gemeinderatssitz durch den Rücktritt von Gemeinderat Thomas Gerwig (Finanzressort) werben eine Kandidatin und zwei Kandidaten für sich. Thomas Ammann, Jahrgang 1969, eidgenössisch diplomierter Betriebsleiter, portiert vom Einwohner-Forum Tägerwilen; Rebecca Fässler, 1994, angehende Umweltingenieurin, portiert von IG «Zämä fürs Dorf», und Cyrill Werner, 1991, Projekt-Controller, parteilos.

Auch Sonja Schlauer, die bereits in stiller Wahl in die Rechnungsprüfungskommission gewählt worden war, stellte sich vor. Thomas Gerwig ist als Gemeinderat zurückgetreten, nachdem er bei der Wahl als Nachfolger von Markus Thalmann auf der Strecke blieb und Markus Ellenbroek mit deutlichem Vorsprung als neuer Gemeindepräsident gewählt wurde. Thalmann gibt sein Amt nach über 26 Jahren per 31. Juli ab.

Es geht um die Zukunft

Am Wahlpodium am Mittwochabend im Zelt auf dem Fussballplatz Tägerwilen sind die drei Kandidaten erstmals öffentlich aufeinandergetroffen. Das Interesse war gross, aber pandemiebedingt durften nur 100 Leute auf der Tribüne sein. «Ich liebe den Regen, denn wenn ich es nicht tue, regnet es trotzdem», mit diesen Worten begrüsste Walter Müntener, Präsident Einwohner-Forum Tägerwilen und sorgte damit gleich für eine heitere Stimmung. Und was sie alles drauf haben, das verrieten die drei Kandidaten auf die cleveren Fragen des Moderators Bernhard Lussi. «Gut gefüllte Ausbildungs- und Berufsrucksäcke haben alle drei. Wir haben die Wahl der Qual», sagte Lussi.

Echtes Herzblut und Sachverstand für die Gemeinde Tägerwilen, das zeigten alle drei Kandidaten. Rebecca Fässler nannte als Ziel: «bessere Planung, nachhaltige Entwicklungsstrategie, Zentrumsplanung zusammen mit der Bevölkerung unter Mitwirkung der Frauen und die Pflege des Vereinswesens». Cyrill Werner stuft sich als bürgerlich-liberal ein, setzt auf Offenheit und die regionale Verbundenheit, Transparenz und eine gute Finanzlage. Thomas Ammann setzt auf Lebensqualität und will sich deshalb dafür einsetzen, dass die Gemeinde eine gute Zukunft mit verlässlicher Finanzsicherheit hat.

Engagement gefragt

Keiner ist in einer regulären Partei, weshalb? Auf diese Frage des Moderators Lussi antwortete Cyrill Werner: «National wäre ich bei der FDP, regional bei der SVP, doch bis jetzt habe ich mich noch für keine Parteizugehörigkeit entschieden.» Thomas Ammann kann in allen Parteien etwas finden, was ihm gefällt: «Deshalb werde ich unabhängig bleiben». Rebecca Fässler erkennt bei jeder Partei eine persönliche Übereinstimmung von 22 Prozent und sagt: «Die grösste Übereinstimmung sehe ich für mich bei der EVP und den Grünen».

Das aktuelle Gemeinderatspensum liegt bei zirka 20 Prozent. Alle drei Kandidaten versichern, dass sie flexibel sind – auch in Absprache mit ihren Arbeitgebern. Thomas Ammann: «Ich kann meine Arbeitszeit selbst gestalten und einteilen.» Und bei General Dynamics – Mowag GmbH werde es sehr geschätzt, wenn die Mitarbeiter sich politisch engagieren, betonte Cyrill Werner. Rebecca Fässler «hat dann das Studium als Umweltingenieurin abgeschlossen: Mein Arbeitgeber unterstützt mein Mandat und ich kann mein Pensum anpassen». Ihre Bachelor-Arbeit: Biodiversität für Tägerwilen.

Ob man «nach 30 Jahren in Tägerwilen und FC-Engagement noch unabhängig sei, das wollte Moderator Lussi von Thomas Ammann wissen? «Ich bin genug professionell und die Kollegen wissen, dass ich ihnen keinen Vorteil verschaffen werde.» Zum Thema Amtsgeheimnis: Da sind sich auch alle einig, dass ein Amtsgeheimnis dann vorliegt, wenn eine gesetzliche Geheimhaltungspflicht besteht. Cyrill Werner: «Der Gemeinderat kann abschätzen, ob es Sinn macht die Bevölkerung zu informieren. Man muss fair kommunizieren.»

Die Finanzen warten

«Der oder die Neue muss bei den Ressorts nehmen was bleibt», so Lussi, weil die bisherigen Gemeinderäte ihr Ressort behalten möchten. Rebecca Fässler gesteht, dass ihr Umwelt, Entsorgung, Bauen, Freizeit, Kultur näher sind, aber auch punkto Finanzen sei sie ausgebildet und sie könne auch noch dazulernen. Thomas Ammann und Cyrill Werner erweisen sich als Finanzcracks. Auch den Biodiversität-Puls prüfte Moderator Lussi: Bei Rebecca Fässler ist Biodiversität Lebensinhalt. Thomas Ammann meint, dass es noch nicht reiche, obwohl man auf gutem Weg sei. Aber: «Die Projekte kosten Geld.»

Bei den Fragen aus dem Publikum ging es um die Covid-Pandemie und das Co2-Gesetz. Cyrill Werner und Rebecca Fässler sind für ein Ja zum Co2-Gesetz. Thomas Ammann: «Ich äussere mich da nicht.» Gefragt nach Visionen antwortete Rebecca Fässler: «Zentrumsplanung, Biodiversität umsetzen und Begegnungsräume». Cyrill Werner: «Das das Dorf Tägerwilen eine attraktive Gemeinde bleibt.» Und Thomas Ammann wünscht sich, «dass wir unseren Steuerfuss von 33 Prozent halten können.» Ihre Amtsdauer im Gemeinderat sehen alle als «langfristig». Fairness und ein gutes Miteinander stehen auf der Fahne der drei Kandidaten, die sich sehr routiniert gaben. Herzlicher Applaus quittierte diesen politischen Frischwind-Anlass.

 Margrith Pfister-Kübler – Kreuzlinger Zeitung