Leserbrief für Kreuzlinger Nachrichten vom 5. Juni 2025 …

Brennpunkt Demokratie

So hiess die Serie in den SRF News der letzten Woche. Es wurde berichtet, wie in anderen Ländern für demokratische Werte gekämpft wird. Politische Rechte und Möglichkeiten, wie wir sie in der Schweiz haben, bleiben dort oft ein Traum. In Tägerwilen wäre dieser Traum eigentlich Wirklichkeit…

Ich war eine der 43 Stimmberechtigten, die am 27.5.2025 an der Gemeindeversammlung teilnahmen. Die rekordtiefe Beteiligung ernüchterte mich nachhaltig. Demokratie ist für uns verwöhnte Bürger offenbar vor allem das Recht, sich nicht zu beteiligen, nicht abzustimmen und nicht durch blosses Erscheinen Respekt gegenüber der Behörde zu zeigen. Wäre es da nicht auch Aufgabe und Pflicht der politischen Parteien, ihre Mitglieder zur Teilnahme an den Gemeindeversammlungen zu motivieren? Warum organisieren sie eigene Anlässe, zu denen sie Behördenmitglieder bemühen, bleiben dann aber deren offiziellen Gemeindeversammlungen fern? Geht das vielzitierte Vertrauen in die gewählten Behörden schon so weit, dass man lieber Mitglieder zählt, als eine fundierte Meinung zu kommunalen Themen nach aussen zu tragen?

Gemeindepräsident Ellenbroek und Gemeinderätin Fässler betonten bereits am Informationsanlass vom 6.5.2025, dass ihnen für vieles schlicht die Zeit fehle. Ausser mir waren noch 10 Personen anwesend. Für 11 Interessierte haben sie den ganzen Aufwand betrieben! Da würde es Sinn machen, Ressourcen zu bündeln. Mein Vorschlag: Die Behörden konzentrieren ihre Kräfte auf ihre eigenen Anlässe, und die Mitglieder aller Parteien besuchen die Info-Veranstaltungen der Gemeinde. Sie könnten sich dort über Partei- und Meinungsgrenzen hinweg austauschen, debattieren – und vielleicht sogar Vorurteile abbauen. Das wäre ein Schritt hin zu gelebter Demokratie. Abstimmungsentscheide wären wieder aussagekräftig, und Statements, die engagierten Bürgern den Schnabel stutzen sollten, würden ein für alle Mal der Vergangenheit angehören!

Brigitt Drexler, Tägerwilen