Beitrag Tägerwiler Post vom 5. Februar 2021 …

Zuerst die Wahl, dann die Ressortverteilung …

Die vom Gemeinderat in der Täpo vom 22.1.2021 publizierten Anforderungen an das neue Gemeinderatsmitglied haben einige MitbürgerInnen, die sich eine Kandidatur für dieses Amt überlegen, vor den Kopf gestossen. Sie fühlen sich verunsichert durch die vom jetzigen Gemeinderat geäusserten «Gedanken zu den Ressorts».  Das neue Ratsmitglied werde das Ressort Finanzen/Steuern übernehmen müssen, somit werde ein Zahlenflair und ein Mindestmass an Finanzwissen vorausgesetzt, steht geschrieben.

Es ist völlig unüblich, dass die Behörde, in welcher eine Vakanz zu besetzen ist, sich öffentlich zum gewünschten Kandidatenprofil für die Neubesetzung äussert. Dadurch wird das mögliche Kandidatenfeld von vornherein ausgedünnt, was nicht im Sinne der Stimmbürger ist, die sich gerne selber und unbeeinflusst Gedanken machen wollen, wem sie die Fähigkeiten für dieses Amt zutrauen. Es geht dabei nicht in erster Linie um spezifische Fachkompetenzen, denn wir wählen ja nicht einen Ressortverantwortlichen, sondern ein Mitglied des Gemeinderates. Für die Arbeit in diesem Gremium sind andere Fähigkeiten und Qualitäten notwendig. Die reine Fachkompetenz ist in der Verwaltung vorhanden oder sie wird extern beschafft.

Nach der Wahl liegt es dann am neu zusammengesetzten Gemeinderat, die Ressortverteilung an der konstituierenden Sitzung einvernehmlich vorzunehmen. Er wird dabei auf die vorhandenen Interessen und Neigungen und die zeitliche Verfügbarkeit Rücksicht nehmen, wobei die bisherigen Mitglieder ihre Wünsche zuerst äussern können. Die jetzige Konstellation mit gleich zwei neuen Ratsmitgliedern bietet den Vorteil, dass der zu verteilende Aufgabenpool grösser ist und individuelle Präferenzen besser berücksichtigt werden können. Der bereits gewählte neue Gemeindepräsident ist als ausgewiesener Finanzfachmann prädestiniert, neben anderen Aufgaben das Ressort Finanzen zu übernehmen. Aber wie gesagt, darüber wird ganz allein die neu zusammengesetzte Kollegialbehörde entscheiden.

An dieser Stelle ermuntern wir alle ernsthaft interessierten MitbürgerInnen, sich trotz der «Vorgaben» aus dem Gemeindehaus von einer Kandidatur als Gemeinderat nicht abhalten zu lassen.

Jörg Sinniger und Kurt Frauenfelder

ehemalige Gemeinderäte